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BUNDESFÖRDERUNG FÜR EFFIZIENTE GEBÄUDE

Industriedenkmal 4.0: Die energetische Sanierung einer alten Lokhalle

Etwa ein Viertel des CO2-Ausstoßes geht in Deutschland auf Gebäude und ihre Energieversorgung zurück. Um diese Emissionen zu senken, fördert der Bund die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien, die älter als 5 Jahre sind. Der Fall der alten Lokhalle in Freiburg zeigt: Selbst ein historischer Bau kann den Sprung in die energieeffiziente Zukunft schaffen.

KfW Artikel 3 Titel

© KfW / Thomas Meyer, Ostkreuz

Dass das Industriegebäude einmal für Modenschauen genutzt werden würde, war nicht vorgesehen. Die Lokhalle – zwischen 1901 und 1905 erbaut – diente ursprünglich als Werkstatt. Bis 1983 warteten Beschäftigte der Bahn hier Waggons, darunter auch den berühmten Orient-Express. Nachdem die Bahn ausgezogen war, avancierte das Bahnbetriebswagenwerk ab Mitte der 1990er-Jahre zu einem Veranstaltungsort.

Frank Böttinger und seine Firma Endless Event veranstalteten hier viele Großevents wie Konzerte, Produktpräsentationen – und eben Modenschauen. Im Jahr 2011, als das Gebäude zum Verkauf stand, entschieden sich Böttinger und sein Geschäftspartner Lars Bargmann dafür, es zu erwerben. Ihre gemeinsame Vision trieb sie an: Sie wollten die Schönheit des Gebäudes wieder erstrahlen lassen. Stück für Stück sanierten sie das Kulturdenkmal, um es zu einem attraktiven Standort für Unternehmen zu machen. Heute ist das knapp 14.000 Quadratmeter große Areal der Firmensitz von mehr als 20 Betrieben aus Gastronomie, Kreativwirtschaft und Industrie.

 

„Es ist wahrscheinlich gut, dass wir am Anfang nicht ahnten, wie viel Arbeit und Hindernisse auf uns zukommen würden“, sagt Böttinger und lacht. „Dass das ein Sprung von der Industrie 1.0 zur Industrie 4.0 wird, war uns nicht klar. Wie man so sagt: Der Mutige erschrickt im Nachhinein.“

Bei der Denkmalsanierung gibt es keine Standardlösung

Besonders anspruchsvoll gestaltete sich die Koordination und Abstimmung zwischen den verschiedenen Gewerken und Fachleuten. Denn ob Brandschutz oder Bauphysik, Statik oder Energieberatung: Wer ein Denkmal saniert, kann nicht auf Standardlösungen hoffen.

„Normalerweise hat man in der Architektur Regelschnitte, die zeigen, welche Detailausführung und Maße ein Bauteil haben muss, damit es im Bauwerk beliebig oft verbaut werden kann“, erklärt Lars Bargmann. „Hier gibt es das nicht. In der Lokhalle benötigen wir für jeden einzelnen Meter eine neue Lösung.“

Die denkmalgeschützten Stahlfenster wurden bei der Sanierung zu einer echten Herausforderung. | © KfW / Thomas Meyer, Ostkreuz

Bestes Beispiel für diese individuelle Herangehensweise: die Erneuerung der denkmalgeschützten Stahlfenster. Da Anfang des 20. Jahrhunderts Bauteile noch nicht so genormt hergestellt werden konnten wie heute, variierten die Maße der Fenster im Millimeterbereich.

Um sie zu sanieren, war es deshalb nötig, die 120 Jahre alten Scheiben zu entfernen und einzeln zu kartieren. Die Rahmen mussten händisch entlackt und in Stand gesetzt werden. Auch das Glas machte Probleme, erläutert Böttinger: „Jede der Tausenden Scheiben in der Lokhalle ist ein Unikat, das unser Glashersteller eigens neu aus Isolierglas anfertigen musste.“

Sanierung nach höchsten Energieeffizienzkriterien

Die Bauherren sind bei ihrem ambitionierten Vorhaben immer am Ball geblieben. Als finalen Bauabschnitt sanieren sie derzeit den Nordteil des denkmalgeschützten Gebäudes nach höchsten Energieeffizienzkriterien. Erreicht werden soll die Energieeffizienzgebäudestufe 55. Ein komplexes Vorhaben, wie Energieberater Hans-Uwe Klaeger am Beispiel der denkmalgeschützten Fachwerkfassade erläutert.

„Wir haben hier die Problematik, dass wir einerseits die Optik erhalten sowie Bauschäden vermeiden und gleichzeitig eine gute Dämmung erreichen müssen“, sagt der Experte, der seine Zertifizierung für „Energieberatung im Denkmal“ mit seiner Arbeit für die Lokhalle erlangt hat.

Was ist ein Effizienzgebäude?

Das Effizienzgebäude ist ein energetischer Standard für Nichtwohngebäude, bei dem es verschiedene Stufen gibt. Bei der Einstufung kommen zwei Kriterien zum Tragen: Der Primärenergiebedarf gibt an, wie viel Energie im Gebäude verbraucht wird. Der Transmissionswärmeverlust gibt an, wie viel Wärme über Wände und Türen, Dach und Boden verloren geht.

Die Kennzahl (40, 55 oder 70) bestimmt den übergreifenden Effizienzgrad des Gebäudes: je kleiner die Zahl, desto geringer der Energiebedarf. Die Kriterien für die Einstufung regelt das Gebäudeenergiegesetz (GEG).

„Ohne Förderung wäre das Projekt nicht möglich gewesen“

Um ein Projekt wie die Sanierung der Lokhalle zu stemmen, braucht man Entschlossenheit. „Wir hatten uns in dieses einmalig schöne Gebäude verliebt und erkannten das Potenzial, es zu einer großartigen und einzigartigen Location zu sanieren,“ erzählt Frank Böttinger. Man braucht aber auch finanzielle Mittel. Die Kosten für den letzten Bauabschnitt können die Bauherren zur Hälfte mit einem Kredit aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude in Höhe von rund 6 Millionen Euro finanzieren – aufgrund des hohen Effizienzgebäudestandards mit einem hohen Tilgungszuschuss.

Eine Unterstützung von bedeutender Tragweite, wie Böttinger erklärt: „Ohne die KfW-Förderung wäre ein derartiges Projekt nicht möglich gewesen.“

Attraktives Angebot: Die Bundesförderung für effiziente Gebäude

Sanieren lohnt sich doppelt. Unter diesem Motto fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien sowie den Kauf frischsanierter Gebäude. So profitieren Unternehmen nicht nur von perspektivisch geringeren Energiekosten, sondern auch von attraktiven Förderkrediten und Tilgungszuschüssen.

Die wichtigsten Informationen im Überblick.

Was wird gefördert?

Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude vergibt die KfW den Kredit „Sanieren Nichtwohngebäude 263“. Gefördert wird die energetische Komplettsanierung von Bestandsgebäuden in Deutschland zum Effizienzgebäude (Stufe 40, 55, 70 oder Denkmal) oder der Kauf von frisch sanierten energieeffizienten Immobilien.

Zu den geförderten Leistungen zählen Einbau-, Umbau- und Optimierungsmaßnahmen, die am Gebäude oder im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang mit dem Gebäude vorgenommen werden. Eine zusätzliche Förderung gibt es für die notwendige Fachplanung und Baubegleitung durch eine Energieeffizienz-Expertin oder einen Energieeffizienz-Experten sowie für die Kosten einer Nachhaltigkeitszertifizierung.

Wer wird gefördert?
Unternehmen jeder Größe, gemeinnützige Organisationen und Kirchen, Freiberuflich Tätige und Privatpersonen können die Förderung beantragen. Voraussetzung ist die Einbindung einer Expertin oder eines Experten für Energieeffizienz.
Wie hoch ist der mögliche Kreditbetrag?
Die förderfähigen Kosten – und damit der maximale Kreditbetrag – orientieren sich an der Nettogrundfläche des Gebäudes: 2.000 Euro pro Quadratmeter Nettogrundfläche, insgesamt maximal 10 Mio. Euro pro Vorhaben.
Wie hoch ist der Tilgungszuschuss?

Die Höhe des Tilgungszuschusses hängt von der erreichten Effizienzgebäude-Stufe ab. Er kann bis zu 3,5 Mio. Euro pro Vorhaben betragen.

– 20 % der förderfähigen Kosten für ein Effizienzgebäude 40

– 15 % für ein Effizienzgebäude 55

– 10 % für ein Effizienzgebäude 70

– 5 % für ein Effizienzgebäude Denkmal

Zusätzliche Förderung in Form von Extra-Tilgungszuschüssen gibt es, wenn mindestens 65 Prozent der Wärme-/und Kälteversorgung aus Erneuerbaren Energien stammen und für das Gebäude ein Nachhaltigkeitszertifikat ausgestellt wird.

Es muss nicht gleich ein Denkmal sein

Die Förderung zielt dabei längst nicht nur auf alte und denkmalgeschützte Gebäude. Auch deutlich jüngere Immobilien lassen sich im Hinblick auf Energieeffizienz optimieren. Einzige Voraussetzung: Der Bauantrag oder die Bauanzeige des Gebäudes muss zum Zeitpunkt der Antragstellung mindestens 5 Jahre zurückliegen.

Mit dem Umbau der historischen Lokhalle in Freiburg haben sich Frank Böttinger und Lars Bargmann ein besonders ambitioniertes Projekt vorgenommen. Bereut haben sie ihre Entscheidung aber nicht. Im Gegenteil: „Wir sind überglücklich, dass wir es geschafft haben, die Lokhalle für zukünftige Generationen nutzbar und erlebbar zu machen.“

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